Die IVZ berichtet: Schon die Nominierung ist für uns eine große Ehre! Ibbenbürener Kickers im Preis-Rennen. Noch müssen sich die Ibbenbürener Kickers etwas gedulden, doch schon bald herrscht Klarheit. Das Inklusionsprojekt ist für den Puplikumspreis des Deutschen Engagementpreises nominiert worden, der am 4. Dezember in Berlin vergeben wird. Vorgeschlagen wurden sie von der Stiftung WestfalenBeweger. Kickers-Trainer Marcel Grabow gibt seinen Eindruck über die Gewinnchancen und berichtet, warum Preise und Nominierungen so wichtig für die Ibbenbürener Kickers sind. Die Abstimmung läuft noch bis zum 17. November.
Was hat Ihnen die Nominierung für den Deutschen Engagementpreis bedeutet?
Marcel Grabow: Jede Nominierung ist eine wertvolle Chance, um auf unsere Arbeit aufmerksam zu machen und die Inklusion weiter sichtbar zu machen. Es freut uns sehr, dass wir diese Anerkennung erhalten und die Möglichkeit haben, vielleicht sogar einen Preis zu gewinnen. Die Vereinsarbeit ist für uns mit viel Freude verbunden, und es ist schön, dass dies gewürdigt wird.
Wie groß ist die Chance, dass die Ibbenbürener Kickers den Preis gewinnen?
Marcel Grabow: Aktuell sieht es leider nicht so gut aus. Die beiden führenden Projekte liegen bei den Stimmen deutlich vor uns. Natürlich sind die Möglichkeiten in Großstädten oft größer, da dort das Netzwerk und die Reichweite anders sind. Der dritte Platz ist aber noch in greifbarer Nähe – wir werden alles daransetzen, unser Bestes zu geben.
Der Gewinner erhält 10.000 Euro. Was würden Sie mit diesem Betrag machen?
Marcel Grabow: Darüber machen wir uns erst Gedanken, wenn das Geld wirklich da ist. Für unser Projekt können wir immer finanzielle Unterstützung gebrauchen, weil wir viele verschiedene Ideen haben. Natürlich würden wir uns über den Betrag freuen, aber große Pläne haben wir noch nicht geschmiedet.
350 Projekte sind nominiert, was macht das Teilnehmerfeld aus?
Marcel Grabow: Ich finde es toll, dass das Thema Inklusion mehrfach vertreten ist. Die nominierten Projekte decken eine breite Palette ab: Vom Dackelclub, der ein Tierheim benötigt, bis hin zu Elterngruppen, die sich für ihre Kinder engagieren. Es gibt so viele beeindruckende Initiativen. Wir würden uns natürlich freuen, weit oben zu landen, aber es ist uns wichtig anzuerkennen, wenn andere gewinnen. Schon die Nominierung ist für uns eine große Ehre, und mit dieser Anerkennung treten wir an.
Die Ibbenbürener Kickers haben schon mehrere Preise erhalten für das Engagement, wie zum Beispiel den Sepp-Herberger-Award oder den UEFA Grassroots Award in Silber. Wie wichtig sind diese Auszeichnungen, um das Thema Inklusion weiter voranzubringen?
Marcel Grabow: Diese Preise sind unglaublich wichtig. Sie bieten eine große Plattform, um auf Inklusion hinzuweisen und zu zeigen, wo noch Handlungsbedarf besteht. Oft fallen Probleme erst dann auf, wenn man mitten in der Arbeit steckt: Manche unserer Spieler haben Schwierigkeiten beim Lesen und können zum Beispiel die Preise beim Einkaufen nicht erkennen, andere haben keine geeignete Wohnung. Auch strukturelle Fragen beschäftigen uns, etwa wie neue Sportstätten barrierefrei gestaltet werden können. Muss ein 150 Meter langer Umweg für Rollstuhlfahrer bergauf führen, oder geht es nicht auch mit einer Rampe? Diese Erfahrungen führen zu einer langen Liste an Ideen, wie wir Dinge verbessern können.
Gibt es ein übergeordnetes Ziel für den Verein?
Marcel Grabow: Nein, das haben wir nicht. Die Arbeit mit den Ibbenbürener Kickers macht einfach Freude. Wenn unsere Spieler sich aufs Kicken freuen und die Zeit genießen können, ist das für uns das Wichtigste. Zudem ist es für die Spieler wertvoll, auch andere Vereine kennenzulernen und diese besondere Atmosphäre jenseits des regulären Fußballs zu erleben.
Wirft man einen Blick zurück: Was hat Sie 2019 dazu bewegt, den Verein zu gründen?
Marcel Grabow: Der Spaß am Fußball, insbesondere für Kinder. Ich kam ursprünglich aus dem regulären Fußball und wollte weg von dem oft übertriebenen Ehrgeiz, den manche Eltern an den Tag legten. In Hörstel gab es eine Inklusionsmannschaft, die parallel zu uns trainierte. So etwas fehlte damals in Ibbenbüren, obwohl der Bedarf eindeutig da war und auch heute noch besteht. Die Unterstützung kam schnell, nachdem wir mit verschiedenen Vereinen in Kontakt getreten sind.
Welche Hürden gab es seitdem zu überspringen?
Marcel Grabow: Anfangs ging es vor allem darum, einen festen Platz und eine Trainingszeit zu finden. Natürlich wollten auch andere Mannschaften diese Zeiten nutzen, was nachvollziehbar ist. Die größte Herausforderung ist aber die Mobilität unserer erwachsenen Spieler und die Frage, wie wir die Auswärtsfahrten organisieren können. Auch das Finden von Sponsoren ist eine Hürde. Seit zwei Jahren sind wir nun als eigene Abteilung bei Cheruskia Laggenbeck und kommen dort gut zurecht. Doch es ist nicht so, dass Sponsoren täglich auf uns zukommen. Schon 100 Euro monatliche Unterstützung zu finden, ist oft schwierig.
Gab es in den letzten fünfeinhalb Jahren Momente, an denen Sie gezweifelt haben?
Marcel Grabow: Nein, bislang nicht. Die Erfolge sprechen für sich. Die Freude bei den Turnieren und das Lächeln unserer Spieler sind eine unglaubliche Motivation. Auch der direkte Draht zum DFB hilft: Das Präsidium kennt uns und die Kickers mittlerweile, und das bestärkt uns natürlich.
Die Inklusionsturniere sind gut besuchte Veranstaltungen mit einer wunderbaren Stimmung. Könnten sich andere Sportveranstaltungen davon von dieser Ausrichtung eine Scheibe abschneiden?
Marcel Grabow: Der respektvolle Umgang und die pure Freude am Spiel sind bei den Turnieren wirklich vorbildlich. Selbst bei deutlichen Niederlagen applaudieren die Spieler und feiern jeden Treffer. Der Vereinsfußball könnte von diesem Konzept profitieren, indem er verstärkt geschlechts- und altersneutrale Hobbymannschaften einführt, die einmal wöchentlich zusammen spielen – ganz so wie früher auf dem Bolzplatz. Solche Teams sorgen nicht nur für Spaß, sondern schaffen auch eine Möglichkeit, Mitglieder im Verein zu halten, die aus Zeitgründen mit dem leistungsorientierten Fußball aufhören. Besonders Jugendliche verlassen den Vereinsfußball häufig wegen Ausbildung, Studium oder neuer sozialer Kontakte, obwohl sie eigentlich gerne weiterspielen würden. Eine entspannte Hobbymannschaft könnte sie dazu ermutigen, im Verein zu bleiben – und wer weiß, vielleicht finden sie später sogar wieder den Weg zurück zum leistungsorientierten Fußball.
Quelle: Michael Diederich. IVZ. Copyright Bild: Michael Diederich