Ein Bericht der IVZ: Die Ibbenbürener Kickers haben jetzt gegen ein Team aus der zentralen Flüchtlingseinrichtung gespielt – wobei es vielmehr ein Miteinander als ein Gegeneinander war.
„Sport braucht keine Sprache“, stellt Gerald Bockweg fest, während er am Freitag gegen 16 Uhr im Stadion des SV Uffeln steht und gebannt auf das Spielfeld schaut. Dort spielen 15 Kinder und Jugendliche aus der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) Ibbenbüren und 14 Mitglieder der "Ibbenbürener Kickers" Fußball – und das mehr miteinander als gegeneinander.
Die Kickers in Rot, die ZUE-Mannschaft in Weiß. Ausgerüstet wurden die Flüchtlinge von der Organisation "CharityCat", die ihnen Hosen, Trikots und Fußballschuhe spendete. Eine großzügige Gabe, bei der die Fußballherzen aufgingen. "Das war wie an Weihnachten", sagt Bockweg mit einem Schmunzeln. "Die Spieler haben sich riesig darüber gefreut, vor allem, weil sie selbst keinerlei Ausrüstung hatten."
Von U17-Nationalspieler gecoacht
Neben dem ZUE-Umfeldmanager steht Mohamed Mory Kourouma, der Trainer der Flüchtlinge, welcher seinen Jungs auf dem Feld immer wieder Anweisungen gibt. Auf Deutsch – denn in seinem Team treffen fünf Nationalitäten aufeinander. Das stellt für ihren Fußball aber keine Barriere dar. Im Gegenteil: Selbst auf 50 Meter Entfernung ist zu erkennen, wie eingespielt die Jungs sind. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass sie von einem ehemaligen U17-Nationalspieler aus Guinea gecoacht werden.
Die Idee für das besondere Spiel hatte Gerald Bockweg, der selbst acht Jahre lang bei der ISV Fußball gespielt hat. Dieser Verein war es auch, der folgend den Kontakt zu Marcel Grabow hergestellt hat. Er ist der Initiator sowie Trainer der Ibbenbürener Kickers, welche die Freude am Sport frei von Leistungsdruck und nach dem Grundsatz "Fußball für alle" ausleben.
Bei den Kickers können Menschen mit und ohne Behinderung Teil der Mannschaft werden, ganz gleich wie alt. Das jüngste Vereinsmitglied geht in die erste Klasse, das älteste ist 71 Jahre alt. Grabow beobachtete im Laufe der Jahre steigendes Interesse am inklusiven Fußball. Im Gründungsjahr 2019 verzeichnete die Initiative acht Spieler, heute sind es knapp 100. "Das ist wirklich eine Bereicherung", findet Grabow, für den der inklusive Sport eine "Herzensangelegenheit" geworden ist. Es geht darum, den Fußball als Hobby zu verstehen und nicht als Leistungssport. Bei letzterem sieht Grabow die Gefahr, dass durch Druck seitens der Eltern oder des Trainers der Spaß am Sport verloren geht.
Lieber 4:3 als 10:0
An diesem Freitag herrscht auf dem Platz jedenfalls keinerlei Leistungsdruck. Im Gegenteil: Das Spiel ist locker, jeder bekommt die Gelegenheit, sein persönliches Tor des Monats zu schießen, und die Spieler verstehen sich auch ohne viele Worte gut. Das wird vor allem sichtbar, als die beiden Teams untereinander gemischt werden. Grabow freut vor allem die entgegengebrachte Rücksicht der größeren, erfahreneren Spieler für die Kleinen und Unerfahreneren. "Inklusion heißt nicht 10:0, sondern 4:3", argumentiert er. Wenn jedem eine Chance gelassen werde, mache es doch viel mehr Spaß.
Am Ende zufriedene Gesichter
Sowohl Bockweg als auch Grabow verbuchen den Nachmittag als großen Erfolg und wollen in Kontakt bleiben. Darüber hinaus erstaunt beide, wie gut die zwei Mannschaften gleich beim ersten Kennenlernen harmonieren. Bockweg hat unterdessen noch einen anderen Plan für die Fußballer aus der ZUE: Er hat das Pfingstturnier seines alten Vereins ISV im Auge, für das jedes Jahr Mannschaften aus den verschiedensten Ländern nach Ibbenbüren reisen. "Wenn das funktionieren könnte, wäre das wirklich großartig", findet er.
Aber auch wenn nicht, wird die Fußballmannschaft der ZUE Ibbenbüren ihre fußballerischen Fähigkeiten sicherlich noch in dem ein oder anderen Spiel mit den Ibbenbürener Kickers ausbauen können. Das sagen jedenfalls die zufriedenen Gesichter von Marcel Grabow, Gerald Bockweg und Mohamed Mory Kourouma.
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